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Gewinnt eine GroKo den Kampf gegen den Pflegenotstand?

Die Koalitionsverhandlungen zwischen SPD, CDU und CSU sind in vollem Gange. Nicht nur die möglichen Koalitionäre, auch weite Teile der Bevölkerung wünschen sich, dass die Übereinstimmungen so schnell fallen, wie im Bereich Gesundheit und Pflege. Sollte es zu einem erfolgreichen Abschluss bei den Gesprächen kommen, möchte Andrea Nahles (SPD) 8.000 neue Stellen im Pflegesektor schaffen.

Kundenzufriedenheit

Das Problem von Angebot und Nachfrage

Unstrittig ist, dass es genügend offene Stellen bei der Pflege gibt. Weitere 8.000 Stellen würden zunächst einmal bedeuten, dass es weitere 8.000 unbesetzte Arbeitsplätze gibt. Die Krux bei der Pflege ist nicht, dass es zu wenige Stellen gibt, die Ursache des Pflegenotstandes scheint eine andere zu sein. Ein Pflegehelfer erhält als Einstiegsgehalt monatlich 1.325 Euro brutto. Der Einstiegssatz, bei dem ein Arbeitnehmer Recht auf Aufstockung durch Hartz IV hat, liegt bei einem Bruttoeinkommen von weniger als 1.200 Euro. Für eine alleinerziehende Person mit einem Kind erhöht sich der Satz auf 1.500 Euro monatlich.
Die mangelnde Attraktivität der Pflegeberufe basiert vermutlich nicht auf mangelnder Empathie bei vielen Menschen, sondern darin, dass die Pflege als Beruf die Altersarmut praktisch heraufbeschwört.

Die aktuellen Zahlen

Ende des Jahres 2015 gab es laut Statista 2,86 Millionen Pflegebedürftige in Deutschland. Rund 30 Prozent davon, 800.000 Personen, wurden vollstationär in Heimen gepflegt. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird bis zum Jahr 2030 auf rund 3,5 Millionen Menschen ansteigen.
Die Anzahl der Pflegeheime stieg von 8.859 im Jahr 1999 auf 13.596 im Jahr 2015. Ähnlich verlief die Entwicklung bei den ambulanten Pflegediensten. Hier stieg die Zahl von 10.820 (1999) auf 13.323 in 2015. Die Entwicklung der Mitarbeiterzahl hinkt dem jedoch massiv hinterher.
Diese Grafik der Bertelsmannstiftung lässt zum Thema „Pflegenotstand im Krankenhaus“ jeden Kommentar überflüssig werden:

Quelle: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/mediathek/medien/mid/pflegepersonal-im-krankenhaus-mehr-pflegepersonal-erhoeht-die-versorgungsqualitaet-konkrete-vorgabe/

Möglicherweise bietet der von Andrea Nahles angedachte einheitliche Tarifvertrag für Pflegekräfte einen Einstieg in eine bessere Bezahlung. Wer sich einmal mit Mitarbeitern ambulanter Pflegedienste unterhält, weiß, dass diese jeden Tag eine Rallye von Patient zu Patient absolvieren. Für den wichtigsten Aspekt bei der Pflege, sowohl bei stationärer als auch bei ambulanter Pflege, das Gespräch mit dem Patienten, bleibt kaum Zeit.
Natürlich bleibt die Frage der Finanzierbarkeit höherer Gehälter im Pflegebereich. Wie aber die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einer Pressekonferenz am 1. Februar 2018 andeutete, stünden belastbare Daten zur Verfügung, die auf ausreichende finanzielle Mittel hinwiesen, um die finanziellen Herausforderungen, auch die im Gesundheitsbereich, zu meistern.
Warten wir ab, was die Koalitionäre am Ende bewirken.